Die Corona-Pandemie erreichte mich noch bevor ich sie bewusst wahrgenommen hatte. Am Freitag, den 13. März 2020 schickte mich mein Chef nach Hause und bot mir an im Homeoffice weiterzuarbeiten – meiner Gesundheit zuliebe. Seitdem ist meine Wohnung meine Festung geworden. Freunde und Familie stellen mir Einkäufe vor die Tür, wir treffen uns nicht. Ich verlasse meine Wohnung nur noch für medizinisch notwendige Infusionen. Jeder Schritt vor die Tür ist riskant und fällt mir entsprechend schwer. Man sieht mir nicht an, dass ich Risikopatientin bin. Deshalb kommen andere Menschen viel zu nah an mich heran – ohne zu ahnen, welcher Gefahr sie mich aussetzen.
Nach Beginn meiner Krankheit habe ich mir viele Freiheiten erst wieder erkämpfen müssen. Ich habe Wege gefunden, die alltäglichen Behinderungen, die mich einschränken, zu umgehen. Diese Freiheiten habe ich jetzt wieder aufgegeben; meine Welt ist vorübergehend auf 60 Quadratmeter geschrumpft.
